Einsamkeit im Alltag

Es gibt Tage, da weiß ich mit mir selbst gar nichts mehr anzufangen. Mich selbst dauerhaft zu beschäftigen – so ganz ohne größere Verpflichtungen oder Aufgabenstellungen – erscheint mir oftmals gar nicht so einfach. Zum tausendsten Mal alleine den Waldweg entlang spazieren, dieselben Einkaufsrunden drehen ohne eine fröhliche Begleitung dabei zu haben oder einfach nur zum 5.000. Mal am Mittagstisch zu sitzen, ganz alleine und einsam.

Es sind diese Tage, vorallem auch oft um diese Feiertage und „Familienfeste“ herum, die am Gemüt ganz besonders zehren können. Und meist bin ich mir meiner Traurigkeit dann zwar gewahr, ganz einfach weg pusten lässt sie sich aber dennoch nicht.

Manchmal tu ich mir sogar nochmal ganz besonders mehr leid, wenn ich gewisse Erlebnisse habe in diesen Phasen. Zum Beispiel hier: Auf dem Waldweg kam mir eine Frau mit Hund entgegen und warum auch immer hat sich der Vierbeiner einfach nur tierisch gefreut als er mich sah. Der Schwanz wedelte wie verrückt, die Lefzen gingen nach oben – als ob er mich freudig anlächelte. Als die Wege sich kreuzten konnte das Hundi nicht anders als zu mir rüber zu ziehen, mich zu riechen und vor lauter Aufregung hochzuspringen. Meine Güte, dachte ich, der einzige der sich heute freute mich zu treffen, ist ein fremder Hund! 🥹 Ist das nicht Wahnsinn…?

Oder dieses fremde Kind, das mich sah, mich sofort anlächelte und mir zuwinkte. Einfach so. Der Bub guckte sogar etwas schüchtern hinterher – er hat sich wirklich gefreut, wie es schien! Was er da wohl in mir sah oder entdeckte?

Vor etlichen Monaten war ich wieder an einem dieser Trübsal-Tage in mir versunken und mit dem Rad unterwegs. Ich versuche dann bewusst etwas Aktives zu tun, um diese Abwärtsspirale der guten-Laune zu durchbrechen. Wie schon gesagt, es gelingt mir meistens nicht aber ich habe es dann zumindest versucht gehabt und ich / man kann mir nicht vorwerfen, ich würde mich gehen lassen… Jedenfalls fuhr ich an diesem Tag mit dem Rad zum Supermarkt im Nebenort und dort an der Kasse, passierte mir auch etwas sehr Ungewöhnliches. Der junge Kassierer sah mich an und fragte dann während er die Sachen über den Scanner zog: „Und wie geht’s heute?“ Ich sah ihn etwas perplex an…kannte ich ihn? Nein. Warum fragt er mich denn sowas? Auf meine Antwort „Geht so“ bohrte er gleich nochmal nach: „Wieso nur geht so?“ Ehrlich gesagt, fand ich es sehr seltsam vor der Kasse mit den anderen Wartenden so einen Dialog zu führen – noch dazu mit diesem fremden, jungen Mann. Er versuchte noch ein paar Sätze aus mir herauszubekommen (ich erinnere mich nicht mehr genau an das Gesagte) und schloß dann irgendwie so mit: „Dann alles Gute und bleiben Sie gesund.“

Den halben Rückweg auf dem Rad war ich wie vor den Kopf gestoßen, er hatte mich dermaßen aus dem Konzept gebracht, dass ich sogar Tränen in den Augen hatte. Da muss ich in einen Supermarkt gehen, dass mich wenigstens dort einmal jemand frägt: Wie geht es dir???? Noch dazu ein wildfremder Mensch, mit dem ich vorher nie etwas zu tun hatte. Mich hat diese Frage deshalb so sehr berührt, weil ich damit überhaupt nicht gerechnet habe ….im Supermarkt. Außerdem frägt mich das so gut wie nie jemand im Alltag, denn ich habe hier weder einen festen Freundeskreis noch Verwandte.

Manchmal denke ich mir, vielleicht ist es Gott oder das Universum, dass mir in solchen Momenten einfach ein paar freundliche Wesen und Gesten schicken möchte. Oder wie Boris Lukács es erst formulierte: „Du weißt nie wann Gott kommt“.

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