Wieviel Hektar Getreideanbauflächen brauchen wir eigentlich noch?

Im Zuge der aktuellen Bauernproteste, der “Bauernrevolte” oder des “Kartoffelmops” – wie sie u. a. auch genannt werden – verbündeten sich viele Bürger mit ihren bäuerlichen Landsleuten. Von der Bäckereifachverkäuferin bis zum Taxifahrer hörte man es aufbegehren: “So geht das nicht weiter in Deutschland! Es muss sich endlich etwas ändern und die Bauernproteste gehören unterstützt.”

Zunächst ist bemerkenswert, wie gut organisiert, einfallsreich und ausdauernd der “einfache Bauer” sein kann. Nicht nur ich war beeindruckt von der großen Präsenz und Einsatzbereitschaft der Landwirte und Unternehmer innerhalb kurzer Zeit. Ich kann verstehen, dass sich immer mehr Selbstständige anschließen, denn in diesem Land ein Geschäft zu führen, macht schon länger keinen Spaß mehr. Und vorallem sind die Zukunftsaussichten für den Wirtschaftsstandort Deutschland miserabel geworden: Von “blühe deutsches Vaterland” entfernen wir uns von Jahr zu Jahr nur noch mehr.

Aber eigentlich ist es egal, wem welche Gelder weggenommen werden seitens des Staates – die ihm vermeintlich zustehen um überhaupt noch arbeiten oder leben zu können. Ob Bürgergeldbezieher, Handwerker, Häuslebauer oder eben Landwirte. Jeder Betroffene würde sich betrogen und ausgenutzt vorkommen, wolle man ihm keine Staatshilfe mehr anbieten. Keiner möchte freiwillig wieder etwas weggeben, mit dem er all die Jahre fest rechnen konnte. Und das bedeutet keinesfalls, dass ich den Kurs unserer Regierung unterstütze, weiterhin das Land mit den höchsten Steuerabgaben, ansteigender Staatsquote und steigender Kostenbelastung für die Allgemeinheit, zu sein.

Mit den Bauern ist es so eine Sache, da gibt es genauso wie anderswo, die fleißigen wie auch die faulen. Sogar ein Teil der Bauern selbst findet die Agrarsubventionen falsch – nur es fehlen bisher die Alternativen um das Höfesterben aufzufangen. Dass der Protest seit Anfang Januar 2024 so massiv ausgefallen ist, hat einfach damit zu tun, dass sich der Unmut über wachsende Auflagen, Bürokratie und EU-Vorgaben angesammelt hatte und Bauern sehr zahlreich vorhanden sind in Deutschland 😉

Bei uns gibt es insgesamt knapp 263.000 landwirtschaftliche Betriebe mit etwa 938.000 Arbeitskräften (Statistik 2020)

Bei allem Verständnis für die Bauern:

Ich fragte mich, warum überhaupt 50 % der Fläche Deutschlands für die Landwirtschaft/Agrarwirtschaft drauf gehen muss. Ja, da staunt ihr, oder? Es sind sogar mehr als die Hälfte, nämlich 16,7 Mio. Hektar – wenn man den Daten und Fakten der bmel.de-Statistik aus 2016 trauen darf. Hier ist übrigens dokumentiert, dass die Zahl der Betriebe seit 2010 stets sank – also auch daran ist weder der Russe schuld noch ist es ein neuartiges Phänomen unserer Zeit. Die Demografie-Faktoren sind sicherlich ebenfalls einzubinden, keine Frage. Was erwähnte meine Friseuse letztens? Es gibt kaum noch Nachwuchs für den Friseurberuf!

Lassen wir also doch mal die Kirche im Dorf:

Dass die Schweinemast-Bauern eher aussterben, würde ich als Vegetarierin und bewusster Mensch eher begrüßen als beschimpfen. Das Ernährungsverhalten der Menschen hat sich in den letzten 5 Jahren deutlich verändert, nämlich zu mehr Bio und weniger Fleischkonsum. Das bringt der Wandel der Zeit und der “Aufstiegsprozess” nun mal mit sich. Das massenhafte Abschlachten von Tieren und die nicht artgerechte Massentierhaltung gehört definitiv nicht mehr in die neue Zeit – aber das ist nur meine persönliche Einstellung.

Außerdem, des deutschen liebstes Schwein ist doch immer noch das Spar-Schwein, oder etwa nicht?

Als ein Bauern-Vertreter (Landwirt Christian L. ) kürzlich abends beim Lanz saß, verteidigte er seine Existenz u. a. mit dem Argument: Wir brauchen unsere Getreideanbauflächen auch um den Hunger auf der Welt zu stillen (nicht wortgenau aber so in etwa).

Glaubt er das wirklich oder wollte er hier nur Sympathiepunkte sammeln? Wenn man ein bisschen recherchiert, würde man nämlich lesen können, dass der weltweite Hunger (trotz tonnenweiser Getreidelieferungen) nicht gesunken ist sondern seit Jahren sogar steigt! Nun gut, ob man jetzt dem UN-Bericht, der Unicef oder der Welthungerhilfe wirklich glauben kann, wäre ein berechtigter Einwand 🤔😉

Schrieb doch die FAZ im Jahr 2014 tatsächlich – hier ein Auszug:

“In einem Jahr ist die Zahl der Hungernden auf der Welt um rund 40 Millionen Menschen oder 5 Prozent auf 805 Millionen Menschen zurückgegangen. Überraschend? Nein: Seit fast 25 Jahren ist die rückläufig. Das zeigen die Statistiken von der Welthungerhilfe oder der Weltagrarorganisation FAO.” (Hinter der Bezahlschranke: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/sechs-gruende-warum-der-hunger-auf-der-welt-abnimmt-13205739.html)

Wir müssen zurück zur Vernunft, zu einem ausgeglicheneren System von Natur, Mensch und Tier:

Geht es den Bauern nur darum, die beiden gestrichenen Subventionen wieder zurück zu bekommen? Denn es gäbe schon Zugeständnisse und Kompromissangebote seitens der Politik. Immerhin – ein kleiner Erfolg nach doch so kurzer Zeit Protest! Oder wissen und ahnen sie schon, dass hinter dieser Subventionsstreichung eventuell auch noch mehr stecken könnte?

Natürlich glauben so einige, die geplante, digitale Entwicklungsstrategie dahinter zu erkennen. So veröffentlichte Herr E. Wolff sogleich ein passendes Video zum “Geplanten Ende der Landwirtschaft”. Mir und euch ist bestimmt schon klar, dass wir auf dem Vormarsch von Laborfleisch aus dem Reagenzglas oder dem Drucker sind.

Auch auf die künstliche Variante des Gemüseanbau’s wies ich bereits in einem Blog-Beitrag hin. Und was benötigt man dafür?

Das Land. US-Agrarkonzerne reiben sich vermutlich schon die Hände für diese ‘Shopping-Tour’ in Europa. Die Niederlande z. B. haben die Weichen 2023 dafür bereits gesetzt und ihre Bauern per Gesetz zur Verringerung oder Aufgabe ihrer Betriebe gezwungen.

Ich glaube nicht, dass wir 51 % unseres Landes mit glyphosatverschmutzter Nutzfläche benötigen. Weder um Hunger in Afrika zu stillen noch um die zurückgehende Viehwirtschaft zu versorgen. Es würde mich freuen, wenn wir diese Flächen z. B. wieder aufforsten könnten, der Artenvielfalt überließen oder den Bio-Gemüseanbau förderten. Dennoch befürchte ich, dass auch diese Wunschziele nicht in die aktuelle Agenda passen obwohl sie eigentlich dort so ähnlich wieder zu finden sind – nämlich in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Wohin die EU-Agrarpolitik also wirklich will, weiß sie wohl selber noch nicht genau. Oder wird einfach danach gehandelt, wie eben die Aktien und Interessen von externen Geldgebern stehen? 🤔

Feststeht: Alles ist im Wandel, und die landwirtschaftlichen Betriebe sind und werden nicht die einzigen sein, die dies zu spüren bekommen.

So sah das auch mal der NABU:

Jedenfalls hätte es durchaus Vorschläge für einen gesunden Umbau und Neuaufbau der Agrarzukunft in Deutschland gegeben! Der NABU hatte sich nach eigenen Aussagen langjährig eingesetzt und sogar ein Modell entwickeln lassen, dass Natur und Landwirten gleichermaßen nutzen kann. Seit 2019 ist es aber leider ruhig geworden beim Naturschutzbund Deutschland e.V., wenn es um dieses Thema geht.

Daher sehe ich diesen Verein mittlerweile kritischer und frage mich immer öfters, wessen Interessen hier noch vertreten werden…Nicht zuletzt wegen der Aussage des o. g. Landwirts beim Lanz. Der plapperte nämlich aus, dass neben den Ministerien auch der NABU kräftig abkassiert bei den Subventionen. Oha. Er sei sogar der größte Agrarsubventionsempfänger innerhalb der Verbände/Vereine. Und erst ganz zum Schluss kämen die Bauernbetriebe dran, da wäre an Subvention nicht mehr viel übrig – meinte er.

Jedenfalls bemerkte auch ich beim NABU kürzlich seltsame Verhaltensweisen, z. B. zum Thema Windkraftanlagen. Hier drehte sich förmlich der Wind auch im Verein, denn erst seit 2016 wird dort ein pro-Windkraftanlagenausbau-Weg propagiert – zum Wohle des Klimas, versteht sich! 🙄 Aber das ist ein anderes leidiges Thema….wen’s dennoch interessiert, kann gerne mal hier reingucken:

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