Hinauf, hinauf, hinauf zum Schloss! Demo für Frieden und Freiheit, Hambacher Schloss 🕊️

19.05.2024: Zum 3. Mal wurde diese Demo-Veranstaltung am Pfingstsonntag durchgeführt in Neustadt an der Weinstraße – mit strengen Auflagen und wiederholten Schikanen durch kurzfristige Änderungen und Gegenprotest. Nachdem schon am Vortag von der Veranstaltung mit einigen Vertretern aus Luxemburg, Frankreich und Teilen Deutschlands berichtet wurde, entschloss ich mich kurzfristig am Demozug teilzunehmen.

Die Gegend ist landschaftlich wunderschön gelegen und ich wollte schon länger mal dort wandern gehen – warum also nicht mit einer größeren Gruppe 😉 Das Wetter hat mitgespielt, die Beamten in schwarz auch, nur die Zahl der Teilnehmer war enttäuschend. An die 900 Teilnehmer sollen es gewesen sein, die Presse titelt von 340 – 600 Personen, jedenfalls ist es damit deutlich weniger gewesen als beim letzten Hambacher Fest mit etwa 5.000 Menschen.

Vielleicht müssten die Veranstalter es auch einmal mit einem Bratwurst-Verkauf versuchen. Das hat in der jüngsten Vergangenheit doch schon einige zum Umdenken und Mitmachen animiert. *Ironie aus*

https://www.youtube.com/watch?v=lJtEUJslFJo

Hier seht ihr einen Ausschnitt von dem radikalen, antidemokratischen Mob, wie er von Gegnern gerne bezeichnet wird. Da bekommt man wirklich Angst, wenn man diese Bilder und Menschen sieht, nicht wahr? 😄😄

Das ‘Bündnis gegen Rechts’ (Demokratiefeinde braucht kein Mensch) schreibt auf ihrer Seite: “…Seit einigen Jahren versuchen verschiedene Gruppen von Menschen, die unsere parlamentarische, repräsentative Demokratie ablehnen, das Hambacher Fest 1832 neu zu inszenieren und das symbolträchtige Schloss für ihre Zwecke zu missbrauchen….”

Andere Medien schrieben etwas gemächlicher von rechtspopulistischen und systemkritischen Gruppen. Ich weiß nicht, warum man nicht neutral und realistisch berichten kann. Warum schreibt man nicht einfach: Bürger, die sich für Selbstbestimmung und Frieden in Deutschland und Europa einsetzen?

Das Bündnis90/Die Grünen rief natürlich ebenfalls am Vortag zum “Gegenangriff” auf mit dem Motto: “Neustadt bleibt bunt” und ‚Nie wieder ist jetzt! Auf, auf zum Hambacher Schloss!‘ Eine kleine Gegeninitiative zeigte sich am Sonntag auch als Sitzblockade und brachte den Demozug für mind. 20 Minuten zum Stehen. Am Alten Viehberg blockierten nach Polizeiangaben 31 Versammlungsgegner die Strecke. Sie mussten von der Straße getragen und geführt werden, weil sie nicht freiwillig dazu bereit waren. Es seien Strafverfahren wegen Nötigung eingeleitet worden…na, immerhin.

Später gab es erneute Gegenrufe einer kleinen Gruppe, die allerdings gut abgeschirmt wurde durch die Polizisten. Und wir wurden stets bei Laune gehalten durch die starken Trommler/innen, die Unglaubliches leisteten über den 7 km-langen Fußmarsch mit zeitweise 230 Höhenmetern!

Es gab überwiegend ältere Menschen an den Fenstern und ausländische Familien mit Kindern, die dem ganzen Spektakel offen gegenüber eingestellt waren, uns zuwinkten und mitwippten mit dem Rhytmus der Trommeln. Tatsächlich sahen wir aber auch einige demonstrativ aufgestellte Banner an den Zäunen der Bewohner, die sichtlich genervt waren von den protestfreudigen Bürgern in diesem Land. Einerseits verständlich an einem christlichen Pfingstsonntag – aber dafür gab es dieses Mal auch nur 15 Trommler, die amtlich genehmigt wurden. Demonstrieren ja, aber bitte leise 😉

Das Niveau der Gegenstimmen zeigten die weißen Unterhosen mit braunem Streifen, die neben und über unseren Köpfen an den Häusern befestigt wurden. Man glaubt es kaum, wenn man es nicht selbst sah – immerhin soll der braune Strich in der Mitte nicht “echt” gewesen sein – ließ ich mir von Mitstreitern versichern. Ich wollte sie mir jedenfalls nicht aus der Nähe ansehen!

Warum das Hambacher Schloss?

Das geht ins Jahr 1832 zurück, damals gab es eine revolutionäre Kundgebung nachdem wohl 30.000 Menschen zum Protest Richtung Schloss marschiert sind. Die bürgerliche Opposition forderte damals NATIONALE EINHEIT, FREIHEIT und VOLKSSOUVERÄNITÄT. Das Hambacher Fest fand vom 27. Mai bis zum 1. Juni 1832 statt.

Die Fußmarsch-Strecke ist tatsächlich anspruchsvoll und leider wurde uns dann oben angekommen, der Zugang zum Schlossgelände verwehrt. Es gab wie auch die letzten Male wohl bereits einen Vorwand, das Gelände nicht bzw. erschwert betreten zu können. Aber die Strecke durch den schönen Mischwald war dennoch wunderbar und vorallem schattig!

Leider gab es auch wieder einen Zwischenfall und ein Trommler wurde in Gewahrsam genommen. Der Vorwurf: Er hätte den Hitlergruß gezeigt. Der ganze Zug stoppte und wartete auf die Entscheidung der Polizisten, die noch die Beweisaufnahmen und Fotos vor Ort auswerten wollten. Gab es eine Straftat oder wurde vorschnell etwas hinein interpretiert? Der Verdacht konnte nicht bestätigt werden, die Fotos waren wohl nicht eindeutig genug für einen Hitlergruß und so ließ man den Mann doch wieder auf freien Fuß. Man muss sich einiges gefallen lassen, wenn man nicht gerne gesehen ist auf der Straße aber derartig böswillige Anschuldigungen sind nicht schön und schlussendlich haltlos – wie sich ja auch herausstellte.

Herzlichen Dank an euch Trommler und Trommlerinnen für euren Einsatz!

Viele Streamer der alternativen Medien waren mit am Start. So traf ich mal wieder Jens Zimmer von InfraRot aus Berlin an und konnte mit ihm ein paar Minuten plaudern. Auch Sebastian aus Leipzig, auch “Weichi” genannt, mit seinem YT-Kanal Weichreite war vor Ort und übertrug am 18. + 19.05.24 für euch. Und zu meiner Überraschung, kam ich und eine Mitstreiterin auch noch zu Wort als Weichi uns um einen Interviewbeitrag zum Ende der Veranstaltung als Resumee bat. Und wie es manchmal so ist bei mir, kam der letzte Satz auch nicht von mir – sondern wurde mir spontan eingegeben. Warum auch immer, sollte ich sagen:

Es ist nie zu spät auf die Straße zu gehen.

Vielen Dank an alle, die mitgewirkt, vorbereitet und organisiert haben!

Nächstes Jahr wird es dieses Fest wohl in der Form nicht mehr geben – das haben die Veranstalter vom Verein freieinig.de auf der Bühne mitgeteilt. Unter all den Auflagen und Schikanen möchten sie keinen weiteren Demozug angehen, sie würden sich ein anderes Konzept überlegen bis 2025.

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