Für Frieden zu sein ist blöd? 🤔

Am Wochenende war ich mal wieder bei der kleinen Demo hier in Würzburg anwesend. Ich bekam “grünes Licht” von meinem HS, denn ich hatte tatsächlich nichts ‘besseres’ zu tun an diesem Samstag 🙂 Und wenn ich das Okay bekomme, dann wird es schon auch sinnvoll sein – da bin ich ganz im Vertrauen!

Jetzt mag vielleicht jemand denken: Einerseits sagt sie Demo’s bringen nicht viel, andererseits geht sie doch selbst hin!

Nun, nicht viel ist nicht nichts 😉

Meist sehe ich mir die Menschen um mich herum einfach nur an und empfinde viel Mitgefühl. Alte, Behinderte, Kinder schauen auf uns – sie sagen meistens nichts aber gucken neugierig. Die meisten bleiben wirklich stehen und schauen sehr nachdenklich. Mal lächele ich sie an mal winke ich Kindern zu. Manche nehmen unser Mini-Spektakel mit dem Handy auf, ab und an klatscht jemand inbrünstig oder zeigt uns freundlich den “thump up”, den Daumen hoch.

Seit die Polizei aufgehört hat uns zu jagen, zu verfolgen, zu schikanieren und zu mißhandeln ist es ein anderer Umgang miteinander geworden. Sie tolerieren uns – zwangsläufig. Und Spaß macht so eine Demo-Begleitung nicht wirklich – jede Woche dasselbe Theater wegen uns 😉 Aber das könnten wir seit 2 Jahren auch sagen, oder? Ihr macht doch das Theater – nicht wir!

Diesmal war das Thema: Frieden und Freiheit in einer Menschheitsfamilie 🧡

Frieden ist nicht alles. Aber ohne Frieden ist alles nichts.

Willy Brandt

Und weil meine Absicht ist, die Menschen als lichtvolle Seele zu erreichen, laufe ich eben ab und zu mit. Und dazu muss ich weder grölen, noch Parolen rufen – kommt ganz auf die Gesamtstimmung an. Eigentlich genügt die reine Anwesenheit, ein freundliches Lächeln und das ein oder andere Gespräch mit aufgeschlossenen Passanten. Meist aber bekomme ich noch einen Job vom Demoleiter und so bin ich schon mal nützlich geworden an diesem Tag.

Diesmal gab es keine rote Linie vorne weg, dafür ein Schriftzug für Meinungsfreiheit, Frieden und Freiheit. “Where have all the flowers gone?” stand auch auf dem Banner, das ich mit zwei Frauen zusammen vorne weg trug. Auch ein Schild mit “Free Michael Ballweg” war dabei, es war wohl das einzige was uns als die bekannte Gruppe verriet, die man bis heute diffarmieren darf.

Where have all the flowers gone?

Es gibt immer noch jene, die Aktionen dieser Art einfach nur bescheuert finden. Dürfen sie auch – wir haben schließlich Meinungsfreiheit. Ich mag nur keine Beleidigungen – auch wenn viele sich “ihren Teil” einfach denken oder manchmal kleinlaut vor sich hin schimpfen anstatt es laut herauszurufen. Man bekommt so einiges zu hören mit der Zeit 😉

So mancher hält sich auch sehr stark zurück, denn schließlich haben wir immer viel Polizeibegleitung 🙂

Eine Horde junger Männer lief provokativ, herabschätzend nah an uns vorbei. Den jungen Mann mit der Bierflasche in der Hand (es war Mittagszeit) hörte ich im Vorbeischlendern sagen: Ja genau, DAS hilft bestimmt! lachte er uns aus. Damit war wohl die Demo an sich gemeint – für Frieden und Meinungsfreiheit zu sein. Vielleicht hat er recht, vielleicht hat er aber nur einfach keine Ahnung wie kostbar jahrzehntelanger Frieden im Land ist. Er kennt es doch gar nicht anders mit seinen jungen Jahren. Ob er weiter so coole Sprüche klopfen würde, wenn er und sein Kumpel einen Einzugsbefehl erhalten würde….?

Ein anderer aufgebrachter Passant rief mir zu: So etwas “Bescheuertes” hätte er schon lange nicht mehr gehört. Ob wir Putin einfach so machen lassen wollen? Das war wohl eine Fangfrage für die “Querdenker”…. 😉 Ob er denn nicht für Frieden sei – fragte ich zurück. Ja, klar ….aber….Frieden will man schon, aber die Russen müsste man dennoch bekämpfen – so war sein Tenor.

Scheinbar ist es heutzutage für manchen Bürger bescheuert und total blöd ein Zeichen des Friedens setzen zu wollen. Manche stehen lieber auf Krieg….wie andere schon auf Zero-Covid standen. Es konnte ihnen gar nicht zu streng und bösartig zugehen.

Am liebsten hätte ich den Herrn noch gefragt, ob er denn gerne seinen Sohn in den Krieg schicken würde. Denn es sterben tagtäglich Söhne, Brüder, Ehemänner und Väter – in der Ukraine und in anderen lokalen Bürgerkriegen in der Welt.

Ich las schon öfters in den letzten Wochen, wieviele Menschen “Glück” hatten in Donezk und im Donbass-Gebiet, weil sie die Granate knapp verfehlt hatte. Die Menschen dort bangen Tag um Tag und Nacht um Nacht. Wen trifft es als Nächsten? Es ist nur eine Frage der Zeit…..Man kann es sich kaum vorstellen unter welchen “Lebensbedingungen” dort weiterhin gelebt wird.

Und als gäbe es Soldaten und Zivilisten, die es verdient hätten zu sterben, nur weil sie für die “böse” Seite kämpfen MÜSSEN. Nach 9 Monaten Gemetzel zwischen Russland und der Ukraine, muss doch jeder Bürger mittlerweile verstehen, dass weitere Waffenlieferungen nur eine Verlängerung des Blutvergießens bedeuten – jedoch keinen Kompromiss und keine Lösung.

Der erboste Passant hat wohl den Geist von Frieden und der bevorstehenden Weihnachtszeit noch nicht verinnerlicht.

Und solange es Krieg und Blutvergießen gibt, dürfen und müssen sich Herzensmenschen fragen:

Where have all the flowers gone?

“Marlene Dietrich sang „Sag mir, wo die Blumen sind“ – die deutsche Version von „Where Have All The Flowers Gone“ des US-amerikanischen Songwriters Peter Seeger. Nur wenige wissen wohl, dass zentrale Passagen aus diesem Song einem ukrainischen Volkslied entstammen.”

Quelle, Auszug: https://www.deutschlandfunkkultur.de/antikriegslied-flowers-blumen-ukrainisch-100.html

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https://www.youtube.com/watch?v=SLtQ9gu_NmA

Und wo sind die Gänse? Sie liefen ins Schilf. Und wo ist das Schilf hin? Von Mädchen gemäht. Und wo sind die Mädchen? Verheiratet längst. Und wo die Kosaken? Sind fort in den Krieg.

Aus dem Roman „Stiller Don“ von Michail Scholochow

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