Wenn wir doch nur unsere eigenen Muster genauso gut und schnell erkennen könnten wie bei anderen!
In meinem Sommerurlaub hatte ich eine Mitreisende kennengelernt, die, wie ich auch, alleine verreiste. Als sie an der Rezeption hörte, dass ich der italienischen Sprache mächtig bin, sprach sie mich sofort an. Sie schien darin einen Vorteil für sich zu ahnen, denn so richtig wohl fühlte sie sich nicht – so ganz alleine in Italien und kurz nach einer Trennung. Das erfuhr ich, nachdem wir direkt nach der Ankunft gemeinsam eine Kleinigkeit essen gingen.
Der Unterschied zwischen bewussten und unbewussten Menschen:
Sie erwähnte beim ersten Gespräch, sie hätte die letzten 2 Jahre eine Kollegin gehabt, die auch wie ich gegen die Maßnahmen war und sie schon öfters belehren wollte. Das war ihr Muster. Einerseits ihre Erfahrung mit dieser nervigen Arbeitskollegin, diese stülpte sie automatisch auch mir über, weil ich nach ihrer Meinung, ganz genauso dachte wie die Kollegin. Die innere Ablehnung mir gegenüber war somit gefestigt.
Andererseits sehnte sie sich nach Zweisamkeit und etwas Unterstützung, daher tolerierte sie mich dennoch bis zu einem gewissen Grad. Mit ihrem Ex-Partner war es nicht wirklich etwas ernstes, gab sie beim Essen zu. Aber dennoch war sie immer froh, wenn sie zusammen waren und sie nicht alleine zuhause war. Das war das zweite Muster. Auch das wandte sie wieder bei mir an – wenn auch in einer anderen Form.
Ich spürte also sehr bewusst nach, wie weit ich gehen möchte bzw. mit mache und wo meine Grenze ist – die ich unbedingt achten wollte. Auch wenn es natürlich auch mir gelegen kam, nicht alleine essen zu müssen. Die Gesellschaft sollte mir aber zumindest wohl gesonnen sein und unterhaltsam!
Und da ist der Punkt, der mir aufgefallen ist:
Als bewusste Menschen sprechen wir aus, was wir denken und fühlen. Wir sagen unsere Meinung ganz offen und laut. Auch auf die Gefahr hin, dass wir Ablehnung erfahren dadurch.
Ein unbewusster Mensch reagiert anders: Er DENKT zwar negativ (über etwas oder jemanden), will aber die Art und Nettigkeit eines Anderen ausnutzen, um selbst einen Vorteil daraus zu ziehen. Sein EGO denkt und lenkt!
Zum Ende der gemeinsamen Reise hab ich ihr eine klare Ansage am Frühstückstisch gemacht und sie so mit ihrem eigenen Verhalten konfrontiert. Ich ließ sie einfach sitzen, so wie ihr Ex-Partner es auch machte – nur sagte ich ihr, warum es für mich nicht mehr passt. Sie wusste, dass ich weiß, wie arrogant und unfair ihr Verhalten war mir gegenüber. Dennoch wollte ich keinen Groll aufbauen, denn es war definitiv kein Zufall, dass wir uns trafen.
Ich durfte durch sie lernen, auszusprechen wenn etwas zu weit geht und ein klares Nein, Danke zu kommunizieren. Es war auch ein gutes Gefühl, jemanden eine Absage zu erteilen, der nur auf den Eigennutzen aus ist. Ich habe es durchschaut, und ich möchte dieses Spiel nicht weiter mit spielen. Du bist zu weit gegangen. Das waren meine inneren Beweggründe, die ich so aber nicht äußerte.
In meiner Jugend war auch ich so eine egozentrische Dame, die auch mal den ein oder anderen ausnutzte, um an Nettigkeiten und Zweisamkeit zu kommen. Mir war es egal, ob er/sie dadurch verletzt wurde – damit würde der andere schon klar kommen. So ist eben das Leben! Taff und gnadenlos 😉 Und so, wie die Welt auch zu mir war.
Meine Person und Persönlichkeit stellte ich daher über alles andere. Es war ein Ausdruck meines Selbstwertes und Selbstbildes, weil mich meine Vergangenheit und all die Enttäuschungen aus der Gesellschaft stark prägten. Es ist reiner Selbstschutz – aus einem niederen Bewusstsein heraus. Ich konnte und wollte ihr daher überhaupt keine “Schuld” geben!
Heutzutage bin ich so bewusst, dass ich derartige Muster an anderen auch spüren kann und mich als Spiegel zur Verfügung stellen kann.