Seit Ende letzten Jahres verfolge ich kontinuierlich gewisse podcasts und telegram-Kanäle, die von Warn- und Eilmeldungen nur so überquillen. Zunächst war ich sehr dankbar, denn bis dato habe auch ich mich nicht viel mit Blackout und Brownouts beschäftigt. Sogenannte whistleblower oder Insider-Tipps füttern die Gerüchteküche seit Monaten und jede Woche staune ich nicht schlecht über den teils dramatischen Lagebericht der Weltsituation.
Aber wir sind immer noch hier. Die Welt steht noch, der Blackout immer noch nicht da, und die Regale im Supermarkt immer noch gut gefüllt. Ja, sogar das Klopapier ist in allen Ausführungen und Varianten verfügbar. Der Tag für die Deutschen ist gerettet! 😉
Und das obwohl wir seit Januar in höchste Alarmstufe gesetzt wurden, denn die Folgen würden sofort spürbar werden für alle…..so hieß es jedenfalls mehrmals die Woche in einem gewissen podcast.
Nun gut. Warum es bisher doch nicht tragisch wurde und wir kaum zu klagen haben, was unsere allgemeine Versorgung betrifft, grenzt vielleicht wirklich an ein Wunder. Wer weiß…auch ich hätte schon längst mit gewissen Einschränkungen im Alltag gerechnet bzw. wäre darüber nicht überrascht gewesen. Aber wir hatten wohl bisher eine riesen Portion Glück!
Doch was mich mittlerweile wirklich auch nervt, ist diese Verbissenheit, weiterhin die Alarmpegel hochzuhalten und wenn möglich immer noch mal eine Schippe drauf zu setzen – auch wenn bisher alles glimpflich verlief, oder vielleicht gerade deshalb?
Egal ob das der Bankencrash wäre, der schon für das erste, dann das letzte Quartal 2021 prophezeit war, oder die platzende Immobilienblase, die immer noch nicht geplatzt ist. Auch ein E. Wolff, mit seiner monotonen Endzeitstimmung-Stimme, geht mir langsam auf den Zeiger. Obwohl ich ihn und sein Wissen wirklich sehr schätze und bewundere, aber mit der Zeit wirkt auch das irgendwie verkünstelt. Vorallem wenn man mehrere Interviews von demselben Experten ansieht und feststellt, dass sich die Inhalte permanent wiederholen – nur die Moderatoren und Kanäle wechseln. Als würde man sich es einfach nur lange genug einreden müssen, dann passierte es irgendwann auch… Vermutlich sind jene Experten etwas enttäuscht, dass die große Krise noch nicht eingetroffen ist und sie sich schon oft getäuscht hatten mit ihren Aussichten und Prognosen. Was die zeitliche Komponente betrifft, lagen sie bisher völlig daneben.
Ein bisschen mehr Bodenständigkeit, Demut und Optimismus täte an dieser Stelle vielleicht jedem besser
Also nur nochmal zum Verständnis: Ich möchte keinesfalls die Kompetenzen jener Fachleute in Frage stellen, sondern ich frage mich, was genau davon überhaupt eintreffen wird und vorallem wann. Denn auch ich verfolge gewisse podcasts, allerdings wesentlich entspannter als noch im Januar 2022. Und ich sehe darin durchaus auch eine gewisse Wahrheit – aber auch ein Geschäftsmodell. Denn zufällig wird ja in jeder Ausgabe zum Erwerb gewisser Produkte geraten oder auf Bücher hingewiesen. So ganz selbstlos scheinen die meisten der Experten und Ratgeber eben gar nicht zu handeln…
Am ehesten kamen bisher noch die Voraussagen aus den Quellen von Peter Denk hin. Wobei auch er jetzt erst zugeben musste, dass das für Mitte/Ende Mai 2022 prophezeite, schlimme Ereignis, ausblieb.
Alle 5-10 Sekunden stirbt ein Kind unter fünf Jahren an Hunger
Aber nicht in Europa! Und wie dekadent hört es sich dann an, wenn bei uns gejammert wird wegen einer fehlenden Ölsorte im sonst vollen Supermarkt-Regal. Sowas stört mich wirklich! Habt ihr denn schon vergessen, dass mindestens 1/3 der Lebensmittel sowieso im deutschen Haushalt wieder in der Tonne landet?
Laut Schätzung der Umweltorganisation WWF landen in Deutschland jährlich 1,7 Millionen Tonnen Brot und Backwaren im Müll. Die Ernte von rund 398.000 Hektar Land werde somit verschwendet, das entspreche in etwa der Fläche von Mallorca, erklärte der WWF am Donnerstag – heißt es in einem ntv-Artikel vom 28.04.2022
Unverkaufte Brote und Brötchen nach Ladenschluss, zu viel produzierte Milch bei Bauern, krummes Gemüse das keiner kaufen möchte etc. Und die vielen abgelaufenen Produkte aus der Kühltheke, die leider täglich kiloweise in jedem Supermarkt entsorgt werden müssen, obwohl sie noch genießbar waren. Aber wir werden gewarnt vor einer großen Lebensmittelknappheit, die auf uns zurollt – seit Monaten schon. Und Schuld ist der Russe. Und nur er, ist eh klar.
Manche sprechen also nun davon, dass es von Vielem dann nur noch eine Sorte geben wird. Meine Güte, sowas kennen die Älteren unter uns auch noch 😉 Damals nannte man das aber nicht Krise, das war der normale Zustand! Wenn ich vor 25 Jahren nachmittags um 17 Uhr zum Bäcker gegangen bin, war es meist so, dass mein Lieblingsbrot nicht mehr da war. Samstags um 11 Uhr, gab es nur noch Resterampe und wenn man sehr viel Glück hatte, noch ein oder zwei süße Teilchen in der Theke. Der Rest war bereits verkauft – da waren wir noch weit entfernt, kiloweise Backwaren in die Tonne zu kippen.
Ihr erinnert euch hoffentlich auch noch an diese Zeiten? Das waren keine Hungersnöte – es gab eben nur eine kleinere Gesamtauswahl und kurze Ladenöffnungszeiten. Punkt. Satt wurden wir trotzdem bzw. wir verzichteten eben dann mal auf einen süßen Nachtisch vom Bäcker, was uns allen bestimmt nicht geschadet hatte – und heutzutage nicht schaden würde. 😉
Wieder andere raten dazu, jetzt noch alles mögliche auf Vorrat zu kaufen: Autoreifen, Geräte, Möbel, Elektronik – denn all das würde kurzfristig nicht oder gar nicht mehr lieferbar sein. Aber was mich am meisten dabei aufregt, sind die anhaltenden Voraussagen, dass wir bald nicht mehr ausreichend Lebensmittel zur Verfügung stehen haben werden in Europa!
Liebe Leute, bitte kommt auf den Boden der Tatsachen zurück. Wir leben in einem so reichhaltigen Land mit genug Anbauflächen und gutem Klima – und in den meisten Teilen Europa’s sieht es ähnlich aus. Nur die Schweiz hätte wohl ein größeres Problem aufgrund ihrer Geographie – aber auch die Schweizer würden keinen Hunger leiden müssen, wenn die Transportketten wirklich noch zusammenbrechen. Ich denke auch, dass noch härtere Zeiten kommen – aber wir jammern auf hohem Niveau! Und es ist ja schon beschämend, zu wissen, dass Afrika jahrzehntelang mit Hunger und Dürre kämpfte, während Europa im Fitness-, Shopping- und Kochshow-Wahn versank. Jegliches Gleichgewicht ging auf der Welt verloren – und das wird jetzt nur wieder ein bisschen ausgeglichen. So sehe ich es.
Ein Gartenbeet kann im Sommer locker 3 Familien ernähren. Anstatt rumzuheulen könnte man Gemeinschaftsprojekte gründen, Bürgerinitiativen beleben, die eigene Ernte teilen oder im freien Feld einfach selbst Beeren und Obst pflücken.
Und das Resultat einer Krisensituation in Deutschland wäre einfach, dass wir nicht mehr 1,7 Millionen Tonnen Backwaren vernichten müssten, sondern vielleicht dann nur noch halb so viel. Das wäre dann unsere Krise? Echt jetzt?