Manchmal ist es besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Und manchmal ist es hilfreich, sich die Vergangenheit noch einmal ganz bewusst anzusehen. Ich lebe seit 2012 in dieser unterfränkischen Stadt am Main und kenne ihre Geschichte nicht wirklich. Erst als ich mich wunderte, dass immer im März, spät abends die Kirchenglocken läuteten, kam ich der Geschichte näher. Alljährlich erinnert die Stadt Würzburg am 16. März an den Luftangriff. Um 21.20 Uhr läuten für 20 Minuten alle Kirchenglocken in der Stadt. Ende Februar sah ich u. g. Video und es berührte mich sehr als ich das Ausmaß der Zerstörung vor Augen sah…. Ich zog einen Vergleich zu Jetzt und fühlte mich fast wie ein arroganter, eigensinniger Mensch, der all das vergessen hatte. Weil ich überlegte, so medizinisch versorgt, sozial und finanziell aufgefangen, sowie materiell ausgestattet, wie heute, war die Mehrheit der deutschen Bevölkerung wohl schon lange nicht mehr. Oder vielleicht noch nie?
Auszug aus: https://wuerzburgwiki.de/wiki/Bombenangriff_auf_W%C3%BCrzburg_am_16._M%C3%A4rz_1945
„Dem schwersten Angriff am Abend des 16. März 1945 fielen etwa 5000 Menschen zum Opfer. Die historische Altstadt wurde dabei fast vollständig zerstört…..Der Bombenhagel traf Würzburg in drei Wellen in der Zeit von 21.25 bis 21.42 Uhr. Zuerst wurden die Dächer und Fenster in der Altstadt mit 256 schweren Sprengbomben und Luftminen (396 t) zerstört, um so die brandentfachende Wirkung der 300.000 Stabbrandbomben (582 t) sicherzustellen. Innerhalb kürzester Zeit entstand aus vereinzelten Brandnestern ein einziger flächendeckender Brandherd, der sich zu einem Feuersturm mit Temperaturen von 1.500 bis 2.000 °C entwickelte. Die Menschen konnten nur in provisorisch vorbereiteten Kellerräumen (Schutzraum) Zuflucht suchen, befestigte Bunker gab es kaum…..Aus den Trümmern der Stadt wurden in den Folgetagen ca. 3.000 Tote geborgen, mit ca. 2.000 unter Trümmern verschütteten Leichen von nicht angemeldeten Flüchtlingen wurde gerechnet….Noch in einer Entfernung von 240 Kilometern konnten die abfliegenden Bomberbesatzungen den Feuerschein der brennenden Stadt erkennen. Gegen 2.00 Uhr morgens am 17. März 1945 kehrten die letzten Bomber zu ihren Stützpunkten zurück.“
So viele Frauen, Männer und Kinder haben damals gelitten, mussten sich mit dem abfinden was übrig war und über ein Jahr von diesen Trümmern umgeben, einfach weiter leben. Welche Last und wie viel Ängste, Nöte und Sorgen mussten das gewesen sein. Aber heutzutage regen wir uns auf, weil der Grieche um die Ecke immer noch geschlossen hat, das Lieblings-Klopapier abends um 19.15 Uhr nicht mehr im Regal liegt oder das Benzin um 10 Cent/Liter erhöht wurde. Nur keiner sagt sich: ‚Moment! Es ist doch immer noch alles in Hülle und Fülle da! Egal wo ich bin, sind Lebensmittel im Überfluss.‘ Keiner befindet sich in einer hilflosen Notlage, erleidet Hunger oder wird nicht mehr medizinisch versorgt aufgrund dieser Krise und dem „Pandemischen Zustand“. Hält Gott immer noch die schützende Hand über uns, damit wir aufwachen können? Wir kennen doch gar keinen wirklichen Verzicht, ich auch nicht. Wir wissen doch gar nicht was es heißt, arm und komplett hoffnungslos zu sein. Wenn wir wollen, lassen wir uns von früh bis spät bespaßen vor dem TV oder netflix oder PC-Spielen. Und ich muss noch nicht mal einen Fuß vor die Haustüre setzen, wenn ich nicht wollte. Ich könnte mir mein Lieblingsprodukt online bestellen und hätte es innerhalb von 48 Stunden im Haus. Man läßt sich das Essen liefern, bestellt sich selbst die Palette Klopapier direkt nach Hause oder fliegt dieses Jahr nicht auf die Kanaren sondern dann eben mit dem Auto nach Österreich oder so… Ach, ne – von Krise ist keine Spur! Meine Arbeitskollegin sagt nun knapp ein Jahr nach dem C-Thema: Für mich ist nichts anders als vorher. (!!!) What?! Also heißt das nichts anderes, liebe Leute, als das gar kein Leidensdruck da ist. Ja, die Krise wird noch nicht einmal wahrgenommen von vielen, weil es ihnen noch viel zu gut geht! Im Umkehrschluss bedeutet das vermutlich, dass es noch weitere Restriktionen und strenge Freiheits-Auflagen geben werden muss. Warum? Weil die Menschen nicht verstehen, wo wir gerade stehen und warum.
Bei vielen ist es vielleicht noch die abgespeicherte Erinnerung an Armut, Hunger und die Todesangst aus früheren Inkarnationen, die sich heutzutage wiederholt. Heilung dieser alten, kollektiven Wunden wäre hilfreich! Und das Bewusstsein, dass sich die Geschichte NICHT wiederholen muss – zumindest ließ mich das eine wundervolle, liebe Seele kürzlich wissen:
https://lichtblick2222.de/2021/02/12/es-kommt-der-tag-da-bist-du-frei-%f0%9f%99%8f/
https://lichtblick2222.de/2021/02/11/zitat-von-viktor-frankl/
Aber auch hier verurteile ich niemanden. Denn es ist schön, wenn es Menschen noch gut geht und sie ihr Leben mit Freude und Leichtigkeit genießen können – auch mit nicht sehr wachem Bewusstsein. Jedoch ist diese Freude an Bedingungen geknüpft, sie lebt von der finanziellen und materiellen Fülle. Besagte Kollegin hat ein großes Haus mit Pool, zwei Einkommen, reiche Eltern. Aber auch wer nicht ganz so großzügig luxuriös leben kann…müssten wir alle nicht unsagbar DANKBAR UND GLÜCKLICH sein, in dieser heutigen Zeit so gut leben zu können?
Durch den Mut, der Kraft und dem Willen unserer Ahnen, können wir heute in diesem Land überwiegend in Frieden und Wohlstand leben. Müssten wir nicht achtsamer sein, und dieses schwer erarbeitete und erkämpfte Erbe ehrfürchtig und gut verwalten? In vielen Städten kam es zu Kriegszerstörungen, an die heute auf den ersten Blick nichts mehr erinnert. Bis wir den Blick darauf richten und uns für (unsere) die Vergangenheit im Kriegszustand interessieren. Was hat die zunehmende Technisierung, Globalisierung und Digitalisierung mit unseren Werten, Kulturen, unserem Verhalten und unserer Wertschätzung gemacht? Und nicht zuletzt, sollte uns diese aktuelle „Krise“ eventuell daran erinnern, dass Grundpfeiler wie Freiheit, Frieden, Unabhängigkeit und Gesundheit keine käuflichen Güter sind? Auch HEUTE, wie damals, brauchen wir mutige Menschen, die sich einsetzen, die eine Vision haben, einen Wunsch auf eine bessere Zukunft für Ihre Nachkommen – und die mit ANPACKEN und sich EINSETZEN, dort wo es nötig ist, damit auch unsere Kinder stolz sein können auf ihre Großeltern und Eltern!